Am Dienstagmorgen verpackten wir die letzten Utensilien wie Bettwäsche, Schuhe und gekühlte Lebensmittel in den Wohnwagen. Danach ging es noch auf kurze Abschiedsrunde zu unseren Eltern.
Gewichtskontrolle
Um vor Abfahrt unser Gewicht kontrollieren zu können, fuhren wir zu einer Biogasanlage in der Nähe. Dort gab es eine Fahrzeugwaage. Obwohl wir eigentlich dachten, dass wir nicht sehr viel Gepäck dabei haben, mussten wir überrascht feststellen, dass wir das zulässige Gesamtgewicht von 3,5t bereits jetzt um 100 kg überschritten hatten. Dabei war unser Frischwassertrank noch gar nicht befüllt und eigentlich wollten wir auf dem Weg noch einige Lebensmittel einkaufen. Das mussten wir nun nochmal überdenken. Schwere Gegenstände zum Ausladen hatten wir allerdings auch nicht dabei. Dass das Gewicht ein Problem werden könnte, hatten wir zum damaligen Zeitpunkt nicht gedacht, zumal auch der Mitarbeiter bei der Vermietung darauf nicht explizit hingewiesen hatte. Eine kurze Recherche während der Fahrt machte aber deutlich, dass Wohnmobile in der Gewichtsklasse von 3,5t oft an einer sehr geringen Zuladung kranken. Vorsichtshalber recherchierten wir auch mal die anfallenden Strafen für Überladung in Deutschland, Dänemark und Norwegen. Wie fast immer im Straßenverkehr waren die Bußgelder in Deutschland sehr gering. Laut unseren Recherchen fiel bis zu einer Toleranz von 5% sogar gar kein Bußgeld an. In Dänemark waren die Strafen dagegen empfindlich hoch. Über Norwegen konnten wir diesbezüglich auf die Schnelle nicht allzu viel herausfinden. Noch größere Sorge als das Bußgeld bereitete uns aber, dass uns bei einer Kontrolle die Weiterfahrt verwehrt bleibt, bis wir das zulässige Gesamtgewicht einhalten können. Das hätte bedeutet, dass wir ordentlich was ausladen und in Norwegen zurücklassen bzw. dort entsorgen müssen. Als Notfallplan legten wir uns daher eine „kleine“ Strategie zurecht. Das größte Risiko für eine Kontrolle schätzten wir an den Landesgrenzen. Daher versuchten wir dort mit möglichst leerem Tank anzukommen. Die knapp 100 Liter weniger Diesel hätten uns dann in den erlaubten Bereich gebracht. Für uns klang das nach einem guten Plan, dennoch hofften wir, dass es nicht dazu kommen würde. Außerdem war uns klar, dass eine spätere Kontrolle mit vollem Diesel- und Frischwassertank dennoch zum Problem werden würde. Wie wahrscheinlich eine solche Kontrolle in Norwegen überhaupt war, wussten wir nicht.
Problem mit der Fähre
Am Vorabend hatten wir ja schon bemerkt, dass unser Wohnmobil nicht den Maßen entsprach, die wir bei der Buchung der Fähre angegeben hatten. Daher telefonierten wir während der Fahrt noch mit Fjordline um hoffentlich eine Lösung zu finden. Leider war unsere geplante Fähre von Hirtshals nach Kristiansand ausgebucht, so dass für unser größeres Wohnmobil kein Platz mehr war. Allerdings hat sich die freundliche Mitarbeiterin von Fjordline sehr bemüht, eine Lösung zu finden. So war ihr Vorschlag, dass wir am selben Tag die Fähre nach Langesund nehmen. Dort wäre noch Platz für uns. So entschieden wir uns für diesen Vorschlag und waren froh, dass wir trotz unseres Fehlers ohne Verzögerung nach Norwegen kommen. Dass sich die Storno- und Umbuchungsgebühren in die größere Kategorie insgesamt lediglich 26 Euro kosteten, machte uns daher überhaupt nichts aus.
Fahren mit dem Wohnmobil
Da wir fast den gesamten Tag mit der Fahrt nach Hamburg verbrachten, konnten wir die Fahreigenschaften unseres Wohnmobils ordentlich testen. Der Hymer ML-T 570 besitzt ein Mercedes-Benz Sprinter Chassis mit 170 PS und Automatikgetriebe. Damit hat das Wohnmobil eine ordentliche Beschleunigung und schafft maximal 140 km/h (laut Fahrzeugschein). Überwiegend fuhren wir natürlich auf der Autobahn. Dort hängten wir uns in der Regel an einen der vielen LKW und folgten diesem einfach. Wurden uns diese zu langsam oder war die Autobahn hinter uns ausreichend frei, überholten wir den ein oder anderen auch. Bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h fährt sich das Wohnmobil auch äußerst stabil. Für mein Empfinden wird es aber ab 120 km/h ganz schön „schwammig“. Insbesondere wenn man einen LKW mit dieser Geschwindigkeit überholt, spürt man beim Vorbeifahren einen ordentlichen Windstoß, der etwas gegenlenken erforderlich macht.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Lautstärke beim Fahren. Die Fahrgeräusche während der Fahrt sind deutlich lauter als in einem normalen PKW. Das liegt wohl daran, dass der Sprinter eher als Nutzfahrzeug konzipiert ist. Außerdem machen sich in den Kurven auch Teller, Tasse, Gläser, Besteck und Töpfe bemerkbar. Dieser klappern und scheppern ganz schön, vor allem bei der Ein- und Ausfahrt in Kreisverkehre. Allerdings sind alle Schubladen und Klappen gesichert, so dass sich diese während der Fahrt nicht öffnen können (zumindest wenn man sie vor Abfahrt ordentlich geschlossen hat). Damit bleiben alle Gegenstände zumindest in den Regalen oder Schubladen, auch wenn es sich in mancher Kurve danach anhört, als würde alles wild durch den Aufbau fallen und rutschen.
Ausstattung und Verbrauch
Das Cockpit des Wohnmobils ist eingerichtet wie ein PKW. Damit findet man sich dort schnell zu Recht. Das Navigationssystem mit großem Touchscreen funktioniert hervorragend. Ein großer Pluspunkt stellt der Abstandstempomat dar. In Kombination mit dem Automatikgetriebe wird damit das Fahren hinter anderen Fahrzeugen sehr angenehm, weil man so gut wie nie Gas oder Bremse selbst betätigen muss. Auf unserer 10-stündigen Fahrt nach Hamburg mit meist konstanter Geschwindigkeit ein riesiger Vorteil.
Die Bedienung des Navigationsgerätes und des Bordcomputers über das Multifunktionslenkrad funktioniert ebenfalls hervorragend, auch wenn man sich etwas an die Touchknöpfe mit ihrer Wischgestenfunktion gewöhnen muss. Etwas übertrieben sind aus meiner Sicht die Schaltwippen am Lenkrad. Benutzt habe ich diese aufgrund der guten Automatik so gut wie nie.
Etwas gewöhnungsbedürft hingegen ist der Fahrspurassistent. Sobald das Fahrzeug auch nur ein bisschen auf die Fahrbahnmarkierung gerät, vibriert das Lenkrad. Gleichzeitig bremst der Assistent das Fahrzeug aber stark ab (zumindest wenn der Tempomat aktiviert ist). Das nervt auf Dauer etwas.
Wir fuhren das Wohnmobil (zumindest aus meiner Sicht) nicht allzu schnell. Das hatte zur Folge, dass wir mit einem durchschnittlichen Spritverbrauch von 8,7 Liter auf 100 Kilometern auskamen. Das finde ich für die Größe des Fahrzeuges einen sehr guten Wert. Allerdings darf man sich bei dieser Fahrweise auch nicht zu sehr auf die Zeitangaben des Navigationssystems verlassen. Wir benötigten für die 800 km nach Hamburg eine gute Stunde länger als vom Navi berechnet, auch wenn wir die verkehrsbedingten Verzögerungen wegrechnen.
Fahrt nach Hamburg
Trotz eines größeren Staus hinter Stuttgart, der uns eine gute Stunde gekostet hat, war die Fahrt nach Hamburg ziemlich ereignislos. Wir starteten um 09.30 Uhr und kamen um 20.30 Uhr in Hamburg am Wohnmobil-Stellplatz Elbepark Bunthaus. Dort stellten wir unser Wohnmobil auf dem mit einer Pylone mit unserem Namen beschrifteten Stellplatz ab und gingen zum Abendessen in das Camping-Restaurant, wo es neben einem Bier Calamaris mit Pommes und Bratkartoffeln mit Spiegelei gab – beides sehr lecker.
Nachdem wir mit den Besitzern ins Gespräch gekommen sind, schenkten sie uns noch zwei Tomaten aus regionalem Anbau direkt beim Campingplatz. Dass Hamburg ein Gemüseanbaugebiet ist, war uns bis dahin neu. Die Tomaten schmeckten allerdings ausgezeichnet.